Feierliche Gedenktafel-Enthüllung am 16.09.25
Jahrzehntelang hatte sich der Mantel des Vergessens über diesen Bahnabschnitt in Berlin-Lichterfelde gelegt. Von hohen Zäunen abgeschottet und dichten Pflanzen überwuchert, wirkte er wie ausgelöscht. Ein „Lost Place“ sozusagen. Am 16. September rückte dieser verlassene Ort plötzlich wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Am ehemaligen US-amerikanischen RTO-Bahnsteig an der Curtiusstraße wurde eine Gedenktafel enthüllt, die an die Geschichte dieses bedeutenden Standortes erinnert.
Seit Kriegsende 1945 war der kleine Bahnsteig zentraler Ankunfts- und Abfahrtort für die Versorgungszüge, die so genannten „Duty Trains“ der US-Berlin-Brigade, die bis 1994 den amerikanischen Sektor im Südwesten Berlins mit Frankfurt und Bremerhaven verbanden und vor allem nach dem Mauerbau eine zentrale Lebensader für die Alliierten darstellten. Viele West-Berliner Zeitzeugen erinnern sich gerne an diese Ära voller Offenheit und neuer Freundschaften.

Dass die Tafel nicht nur die historische Relevanz des Bahnsteigs würdigt, sondern auch auf künftige Nutzungsmöglichkeiten hinweist, freut Goerzwerk-Betreiber Silvio Schobinger, der an der feierlichen Enthüllung teilgenommen hat. Schließlich reicht die Geschichte der Bahnverbindung zurück bis ins Jahr 1905. Damals wurde die Strecke für den Güterverkehr erschlossen und später vom Fabrikanten und Goerzwerk-Erbauer Carl Paul Goerz genutzt, um mit der „Goerzbahn“ nicht nur Waren zu transportieren, sondern auch Mitarbeiter an ihre Arbeitsplätze zu befördern.
In seiner Rede plädierte Silvio Schobinger für eine Wiederbelebung der Strecke: „Jeden Tag kämpfen wir mit einem Verkehrssystem, das seiner Aufgabe schwerlich gerecht wird. Währenddessen liegt die Goerzbahn – ein vorhandenes Stück Infrastruktur – weitgehend brach.“ Angesichts überlasteter Straßen und fehlender ÖPNV-Anbindungen im Südwesten Berlins, so seine Überzeugung, könnte die Trasse entlang des Dahlemer Weg mit modernen, autonom fahrenden Schienenbussen „on demand“ zur nachhaltigen Verkehrsalternative werden, um Werktätige in das Industriegebiet rund um die Goerzallee zu bringen. Sein Appell ist klar: „Lassen Sie uns diesen Zug nicht verpassen!“